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Basilikum auf dem Dach, 20.000 Fische in 13 Bassins – und was kommt dabei heraus?

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Die Supermarktkette REWE will in Henstedt-Ulzburg eine weitere Filiale eröffnen. Ein Super-Supermarkt soll auf dem Gelände des ehemaligen Opel-Dello-Autohauses an der Ecke Hamburger Straße/Gutenbergstraße entstehen. Ein „außergewöhnliches Marktkonzept“ verspricht der Kölner Konzern. Von „green farming“ schwärmt das Unternehmen, will Fische und Kräuter an Ort und Stelle züchten und vermarkten. Im Wiesbadener Pilotprojekt würden bereits in 13 Bassins 20.000 Fische gezüchtet, die mit ihren Exkrementen eine Basilikumfarm düngen. Eine Tonne Frischfisch werde so pro Monat erzeugt. Und natürlich jede Menge Grünzeug.

„Danke, nein“, sagt dazu die WHU-Fraktion und hat gute Gründe für ihre Bedenken. Nach unserer Ansicht gibt es in Henstedt-Ulzburg bereits mehr als genügend Einkaufsmöglichkeiten. Ein weiterer Markt bedeutet reinen Verdrängungswettbewerb. Das sieht wohl auch REWE selbst so und räumt ein, dass ein Großteil der Umsätze des neuen Einkaufstempels durch „Umverteilung“ erzielt werden dürfte. REWE rechnet mit 40.000 Kunden im Monat, die entsprechend den umliegenden Märkten verloren gehen dürften. Zu diesem Themenkomplex hatte bereits 2008 WHU-Gemeindevertreter Wolfgang Sievers angemerkt: „Wir haben auch eine Verantwortung für die ortsansässigen Unternehmer und die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter.“

Der REWE-Wunschtraum hat natürlich auch die Mitbewerber aufgeschreckt. In einem Schreiben an die Fraktionen der Henstedt-Ulzburger Gemeindevertretung weist die EDEKA Handelsgesellschaft Nord aus Neumünster darauf hin, dass der Ort im Bereich des Lebensmitteleinzelhandels nach deren eigenen Erhebungen erheblich überversorgt sei. Bereits vor Jahren hatte das auch eine andere Untersuchung ergeben. EDEKA betont, dass von der geplanten REWE-Neuansiedlung vor allem ihre Marktkauf-Fläche im Gewerbegebiet und der EDEKA Markt in Kisdorf betroffen wären. Dann „wird der Marktkauf wohl in den nächsten ein bis zwei Jahren schließen müssen“, heißt es in dem Brief an die Kommunalpolitiker.

Das wäre eine günstige Gelegenheit für Kaufland, die Fläche im CCU aufzugeben und sich im ehemaligen Real anzusiedeln, wie es offenbar in der Vergangenheit schon einmal angedacht war. Die Folge davon wäre, dass die Nahversorgung im Ortszentrum stark geschwächt würde und das CCU seinen Top-Ankermieter verliert – noch mehr Leerstand! Auch der REWE-Markt an der Schulstraße dürfte angesichts der eigenen Konkurrenz dicht machen. Einkauf nur noch auf der ehemals „grünen Wiese“ mit noch mehr innerörtlichem Verkehr? Fußgänger unerwünscht!

Auch die Verkehrssituation spricht nicht gerade für einen REWE-Supermarkt auf dem ehemaligen Autohaus-Gelände. Eine Zufahrt von der Hamburger Straße kommt wegen des AKN-Trogs nicht in Frage. An- und Abfahrt über die Gutenbergstraße sind angesichts der Nähe zur Ampelkreuzung auch höchst problematisch: Bei Grün kann man nur schwer in den fließenden Verkehr einbiegen, bei Rot macht das der lange Stau schwierig. Ob das die von REWE erwarteten 40.000 Kunden mitmachen, wagen wir zu bezweifeln. Wenn der Super-Supermarkt trotz aller Bedenken doch Wirklichkeit werden sollte, wünschen wir jedenfalls allen Kunden einen guten Appetit bei Rollmops an Basilikumpesto.

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